Theri Hornich im Interview: „If you never try, you will never know.”

Was können wir vom Spitzensport für die Arbeitswelt lernen? Die Antworten darauf gibt die ehemalige Leistungssportlerin in ihrem Buch Motivation für Führungskräfte, Mitarbeiter und Stakeholder, kürzlich erschienen im TÜV AUSTRIA Fachverlag. Im Interview erzählt sie, was sie selbst motiviert und wie man andere begeistern kann.

Sie ist erst 33 Jahre alt und hat bereits mehrere Leben gelebt. Theri Hornich war Eishockey-Torhüterin der Österreichischen Nationalmannschaft, sie war Managerin der Damen-Nachwuchsnationalteams, sie besitzt eine Trainer-Lizenz, ist TV-Kommentatorin, Sportwissenschaftlerin, Sportpsychologin, Arbeitspsychologin, Trainingstherapeutin und unter anderem auch Referentin der TÜV AUSTRIA Akademie. Wir haben sie zu Erfolgen und Rückschlägen befragt, zu Eigenmotivation und zum neuen Buch, das sie geschrieben hat. Das Motto: Lieber versagen als verzagen.

Bei all den Tätigkeiten, die du ausübst und ausgeübt hast, und das schon seit frühester Jugend: Wie hast du es geschafft, dich immer selbst zu motivieren? 
Seit meiner Kindheit bin ich von einer gewissen Neugierde angetrieben, ständig Neues auszuprobieren. Alles, was mich interessiert, probiere ich aus. Und wenn es dann auch noch Spaß macht, ziehe ich es über lange Zeit durch. 
Außerdem ist es mir immer wichtig, Ziele zu haben. Ich möchte bei all meinen Tätigkeiten wissen, wohin ich durch mein Handeln gelangen will, und definiere somit, wieso ich etwas tue. Denn nur wenn ich weiß, wofür ich etwas mache, und dieses Endziel für mich persönlich eine Bedeutung hat, schaffe ich es, meine Motivation über längere Zeit hochzuhalten. 

Hattest du auch schon Momente, in denen du gedacht hast: Das krieg ich nicht hin? Und wie hast du diese Momente überwunden?
Natürlich hat es auch in meinem Leben solche Momente gegeben. Aber bevor ich zu viel darüber nachdenke, ob ich etwas schaffen kann oder eben nicht, probiere ich es einfach aus. Denn nur wenn ich mir selbst die Chance gebe, Neues zu probieren, kann ich auch Neues erreichen. Mein Motto in diesem Zusammenhang ist immer „If you never try, you will never know“. Mir persönlich ist es lieber, bei schwierigen Aufgaben zu scheitern, als niemals den Mut zu haben, diese auszuprobieren. 

Du hast kürzlich ein Buch zum Thema Motivation geschrieben. Was war deine persönliche Motivation dafür und was möchtest du damit bewirken?
Durch meine sportliche Vergangenheit habe ich gelernt, wie wichtig die intrinsische Motivation (der eigene Antrieb, Anm. der Redaktion) ist, um Weiterentwicklung und Fortschritt zu erreichen und meinen Zielen Schritt für Schritt näher zu kommen. Ich habe im Sport gelernt, wie ich mich selbst und meine Mitmenschen motivieren kann und welche Vorteile dadurch entstehen. Auch in meinem aktuellen Berufsleben und sogar in meiner Freizeit profitiere ich täglich von den Dingen, die ich im Sport gelernt habe.

Jetzt ist es mein Ziel, mein über viele Jahre gesammeltes Wissen weiterzugeben und auch anderen Menschen dabei zu helfen, sich selbst und ihr Umfeld sowohl im Beruf als auch im Privatleben oder anderen Lebensbereichen zu motivieren und sich kontinuierlich weiterzuentwickeln.  

Was treibt Menschen im Berufsleben an? Ist es „nur“ das Geld?
Natürlich ist Geld ein wichtiger Aspekt. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass es noch weitere entscheidende Motivationsfaktoren im Berufsleben gibt. Mir ist es immer wichtig zu wissen, wozu ich etwas mache und welche Ziele ich damit verfolge. Mein Handeln muss also einen Sinn haben, der mir persönlich wichtig ist und auf einen erstrebenswerten Endzustand hin ausgerichtet sein. 
Weitere Dinge, die sich positiv auf die berufliche Motivation auswirken, sind beispielsweise ein wertschätzendes Arbeitsklima, gute zwischenmenschliche Beziehungen und ein Zugehörigkeitsgefühl zum eigenen Team, Vertrauen, ein ausgewogenes Gleichgewicht zwischen vorgegebenen Strukturen und persönlichen Freiräumen, Flexibilität, Fairness, eine positive Fehlerkultur oder die Möglichkeit auf Weiterentwicklung und Aufstieg. 

Welche Parallelen gibt es zwischen Sport und Berufswelt?
Da gibt es unzählige Gemeinsamkeiten. Sowohl im Sport als auch in der Berufswelt geht es darum, sich Ziele zu setzen und diese zu verfolgen. Es geht in beiden Bereichen um Erfolge, Misserfolge und den Umgang damit sowie das Zurückkommen nach Rückschlägen und kontinuierliche Weiterentwicklung. Oft geht es in beiden Bereichen um Teamwork und Zusammenhalt sowie gegenseitige Unterstützung, aber möglicherweise auch um Konkurrenzkampf und Wettbewerb. Auch Veränderung ist ein Themenbereich, der sowohl im Sport als auch im Beruf vorkommt. Menschen müssen sich ständig anpassen, um dem Lauf der Zeit zu folgen. Sie müssen die richtigen Entscheidungen treffen, um Veränderungen positiv zu nutzen. Dazu ist wiederum externes Feedback, eigene Reflexion und Offenheit für Neues notwendig. Und natürlich braucht es in beiden Bereichen, um die genannten Aspekte erfüllen zu können, ganz viel Motivation. 

Welche Vorteile bringt Motivation im Arbeitsleben?  
Eine hohe berufliche Motivation geht Hand in Hand mit Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit. Motivierte Mitarbeiter sind seltener krank, berichten über eine höhere Lebensqualität und weniger Konflikte im beruflichen Kontext. Das wiederum wirkt sich positiv auf den gesamten Betrieb aus, indem weniger Krankenstände oder Arbeitsunfälle kompensiert werden müssen, weniger Fluktuation und frühzeitige Pensionsantritte auftreten, mehr Profit erzielt wird und generell mehr Leistung erbracht wird als in weniger motivierten Unternehmen. 

Nicht nur du lieferst in dem Buch zahlreiche Beispiele aus deinem Sportlerleben, auch andere Sportler/innen kommen zu Wort. Mit wem hast du gesprochen und was können wir aus deren Erfahrungen lernen?
Die Gespräche mit unterschiedlichen Sportlerpersönlichkeiten haben mir beim Verfassen meines Buches am meisten Spaß gemacht. Sehr oft habe ich Gemeinsamkeiten zu meinen eigenen Ansichten bemerkt, wie zum Beispiel die Wichtigkeit guter Zielsetzungen oder eines angemessenen Umfeldes, um optimale Leistungen erzielen zu können. 
Besonders spannend waren für mich die Ansichten von Viktoria Schnaderbeck und Andreas Onea zum Umgang mit Rückschlägen oder auch, wie Greg Holst, ein Trainer mit sehr viel Erfahrung, immer selbst mit gutem Beispiel vorangeht. Ivona Dadic und Anna Kiesenhofer liefern ebenfalls spannende Einblicke in ihr Sportlerleben und was sie daraus fürs Leben gelernt haben.

„Führung wird zunehmend zur Gemeinschaftsaufgabe“, heißt es in deinem Buch. Was bedeutet das und wie wirkt sich das auf die Motivation von Führungskräften und Mitarbeitern aus?
Die klassische Führungsperson mit alleiniger Entscheidungskraft tritt immer weiter in den Hintergrund und übergibt Mitarbeitern zunehmend Verantwortung für einzelne Aufgabenbereiche sowie persönlichen Freiraum. Die Aufgabe der Führungskraft ist also nicht mehr, Dinge allein zu entscheiden oder durchzuführen, sondern den beteiligten Personen die notwendigen Ressourcen zur Verfügung zu stellen, so dass diese selbständig und produktiv arbeiten können. Aspekte wie Teamwork, gegenseitige Unterstützung, Vertrauen, Selbständigkeit und Agilität gewinnen also an Bedeutung.

Dadurch wird die Sinnhaftigkeit eigener Tätigkeiten und der individuelle Beitrag zum gemeinsamen Endziel in den Vordergrund gestellt. Mitarbeiter werden befähigt, eigenständig und verantwortungsbewusst zu arbeiten und selbständig Entscheidungen zu treffen. Es geht dabei um die Wertschätzung persönlicher Stärken, Transparenz und Offenheit untereinander, Innovation und eine gemeinsame Zielerreichung, der sich alle Mitarbeiter zugehörig fühlen. Und das wirkt sich in jedem Fall positiv auf die Motivation aller beteiligten Personen aus. 

Ein Unternehmen besteht nicht nur aus motivierten Führungskräften und Mitarbeitern, sondern auch aus externen Partnern, die ebenfalls motiviert werden sollten. Wie kann man diese für die eigenen Ziele begeistern?
Die Frage nach der Motivation externer Partner ist immer sehr individuell und kann nicht allgemeingültig beantwortet werden. Aber auch in dieser Beziehung ist es wichtig, die individuellen Antreiber herauszufinden und in weiterer Folge zu verstärken. Denn nur wer das „Warum“ kennt, kann dieses auch bewusst beeinflussen. 
Hilfreich scheint jedenfalls, die psychologische Distanz externer Partner zu den eigenen Zielen und Handlungen zu reduzieren und zu erkennen, welchen Profit und welche Vorteile externe Partner durch eigene Handlungen erreichen können. Es geht also darum, gute Gründe zu finden, anderen Personen die eigenen Ziele ebenfalls schmackhaft zu machen.

Was ist dein Lieblingstipp zur Selbstmotivation?
Just do it.  

Danke fürs Gespräch.
 

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